Seit Oktober läuft Bigpoints free-to-play MOBA Shards of War in der Open Beta, der offizielle Release soll bald folgen. Für uns Grund genug, einen Blick ins Spiel zu werfen, um für euch vor allem die Fragen zu klären, inwiefern sich das Downloadgame von anderen Titeln des Genres unterscheidet und wo Stärken und Schwächen liegen.
Shards of War funktioniert nach dem inzwischen sehr verbreiteten Free-to-Play-Bezahlmodell, sprich: kostenlos runterladen, für einzelne Features und Gegenstände im Spiel optional Geld bezahlen. Mit der Premiumwährung Gold, die kostenpflichtig ist, können wir uns im Shop Skins für unsere Sentinels sowie Kisten mit Material besorgen, das wir fürs Crafting verwenden. Außerdem gibt es Premium-Pakete, die uns über den gewählten Zeitraum unter anderem mit einem XP-Bonus und der Möglichkeit ausstatten, Missionen neu auszuwürfeln. Sentinels sind auch mit der regulären Spielwährung, die wir uns in Kämpfen verdienen, erhältlich. Pay-to-Win-Luft wittern wir hier nicht, da wir uns keine direkten Vorteile für Matches kaufen können.
Die Systemanforderungen sind stattlich. Immerhin 4 Gigabyte Ram müssen vorhanden sind, dazu 2 Gigabyte freier Festplattenspeicher und mindestens eine Intel HD 4000 Grafikkarte. Der Download inklusive Updates geht aber relativ schnell, so dass wir uns ohne allzu lange Wartezeiten ins Tutorial stürzen können. Dabei handelt es sich um einen PvE-Kampf: Wir und ein verbündeter Bot-Sentinel (Support) gegen einen feindlichen Bot. Jeder, der schon einmal ein MOBA gezockt hat, sollte sich schnell zurechtfinden. Es gibt eine Map mit drei Haupt-Lanes, wobei wir im Tutorial nur die mittlere Lane benutzen – der Einfachheit halber. Ziel ist es, die gegnerische Basis zu zerstören, bevor das feindliche Team unsere plattmacht. Dabei arbeiten wir uns auf der Map an mehreren Abwehrtürmen, gegnerischen Helden und, sofern wir durch die Seitengassen streifen, NPC-Gegnern vorbei. Jedes Team besteht aus fünf Spielern, die sich vor dem Match einen Sentinel aussuchen, wobei jeder dieser Helden spezifische Fähigkeiten hat und sich entweder als Tank, Angreifer oder Support eignet. Soweit entspricht das Spielprinzip von Shards of War dem der berühmten Genre-Vertreter League of Legends und DotA 2, ebenso wie dem vieler anderer Games, die im Zuge der MOBA-Erfolgswelle auf den Markt gekommen sind.
Crafting und individuelle Item-Builds für unsere Lieblings-Sentinels
Doch es gibt einige Aspekte in Shards of War, die deutlich von dem abweichen, was wir bisher kennen. Zunächst ins Auge fällt das Setting. Wir laufen nicht mit Magiern, Fabelwesen und Monstern durch den Wald, sondern finden uns in einer düsteren Sci-Fi-Umgebung wieder, in einer von Maschinen dominierten Dystopie, in der nicht gerade freundlich dreinblickende Sentinels mit der Unterstützung von scharf schießenden Drohnen die Kraft von Stahl, futuristischen Waffen und Elektrizität nutzen, um ihre Gegner auszulöschen. Es gibt Energiewände, hinter denen wir vor feindlichem Beschuss in Deckung gehen und, auch ganz praktisch, über die Map verteilte „Tankstellen“, wo wir unsere Treffer- und Energiepunkte wieder aufladen können. Der langwierige Marsch zurück zur Basis entfällt damit. Das gilt auch für die Ausrüstung, die wir einfach mitten im Gefecht und mit steigendem Level per Klick zu unserem Build hinzufügen. In Shards of War gibt es darüber hinaus ein Crafting-System, das es uns erlaubt, mit den im Kampf gewonnenen Gegenständen mächtige Items zu schmieden und in unseren sogenannten „Loadout“ aufzunehmen. So können wir für unsere bevorzugten Sentinels vorgefertigte Loadouts (Item-Builds) mit ins Match nehmen und während einer Runde ziemlich bequem und schnell nutzen. Das ist natürlich eher was für Fortgeschrittene. Einsteiger bekommen vorgefertigte Loadouts für ihre Sentinels und können sich zunächst auf die grundlegende Spielmechanik konzentrieren.
Shooter-Steuerung in einem MOBA
Die Steuerung von Shards of War ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, vor allem für MOBA-Erfahrene. Statt unsere Spielfigur mit der Maus zu bewegen, steuern wir sie wie in einem Shooter mit den WASD-Tasten. Immerhin können wir die Tastatur-Belegung unseren Wünschen anpassen und beispielsweise die aktiven Skills unseres Sentinels auf die QWER-Tasten legen, so wie wir das aus anderen Spielen kennen und gewohnt sind. Wer neu ist in dieser Art von Spiel, kommt mit der Steuerung vermutlich besser zurecht.
Shards of War ist nichts für Einzelkämpfer
Auffällig ist, wie groß der Fokus auf Teamplay in Shards of War ist. Offenbar haben sich die Entwickler Gedanken darüber gemacht, wie man vermeiden kann, dass auch hier eine „vergiftete“ Atmosphäre unter den Spielern Einzug hält – ein Missstand, der nicht nur, aber vor allem als LoL-Problem bekannt ist. Gemeckere über „Kill-Steals“ und gefütterte Helden sind in Shards of War insofern obsolet, als die Spieler nicht individuell im Level aufsteigen, sondern alle gesammelten XP des Teams zu einem Level-Aufstieg in der Gruppe führt. Wenn wir also fleißig Sentinels, NPCs und Drohnen (die Sci-Fi-Version der Minions) metzeln, sammeln wir für unser Team Erfahrung. Je höher das Level, desto mehr Ausrüstung steht zur Verfügung (maximal 3 Gegenstände pro Teamlevel) und ab Stufe 6 erfolgt zudem der Zugriff auf die „Ultimative Fähigkeit“ (kurz: Ulti) aller Helden.
Shards of War beinhaltet einerseits „normale“ PvP-Matches (5-versus-5), wobei wir mit einem vorgefertigten Team antreten können oder uns als Einzelspieler via Matchmaking einem Team zuweisen lassen können. Andererseits besteht die Möglichkeit kooperative PvE-Matches zu bestreiten. Dabei treten 5 echte Spieler gegen 5 Bots an. Custom-Games sind ebenfalls möglich, allerdings gewinnen wir dabei weder Erfahrung noch sonstige Belohnungen. Außerdem können wir dabei nur echte Spieler hinzufügen und keine freien Slots mit Bots auffüllen. Das wäre ein nettes Zusatz-Feature für die Zukunft. Mit 13 Sentinels ist das Portfolio an Helden momentan noch recht überschaubar. Wir gehen davon aus, dass Bigpoint ähnlich verfährt wie die Betreiber anderer Multiplayer-Kampfspiele und nach und nach weitere Charaktere vorstellt.
Erstes Fazit
Nachdem wir nun eine Weile Shards of War gezockt haben, können wir durchaus eine Empfehlung für alle jene aussprechen, die Lust auf ein MOBA mit einem etwas anderen Schauplatz und frischen Ideen haben. Die ungewohnte Steuerung ist ein kleiner Stolperstein, aber daran gewöhnt man sich nach einigen Übungsrunden relativ schnell. Positiv hervorzuheben ist der Teamplay-Fokus von Shards of War, der Gezeter im Chat oder Teamspeak wohl auch nicht vollends unterbindet – immerhin treffen falsche Spielzüge und Fails bei Angriffen das gesamte Team –, der aber (hoffentlich) wenigstens dafür sorgt, dass es kein Gerangel mehr um Sentinel- und Drohnen-Kills gibt. Da das Spiel noch in der Beta steckt, können wir über die geringe Auswahl an Helden und das eine oder andere Problem bei der Stabilität erst einmal hinwegsehen. Die Release-Version wird zeigen, wie groß das Potenzial des Sci-Fi-MOBAs tatsächlich ist.
Shards of War Trailer:
Auf dem Youtube-Kanal von Shards of War findet ihr übrigens weitere Trailer, Entwickler Interviews, Gameplays. Besonders witzig: Die „CEO Hunting Party“!